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Lebensrettend – Adrenalin-Fertigspritze richtig anwenden
Schätzungen zufolge erleben in der Schweiz pro Jahr rund 10 Personen auf 100'000 Einwohner einen lebensbedrohlichen allergischen Schock, eine so genannte Anaphylaxie. Der häufigste Auslöser bei Erwachsenen ist das Gift von Bienen und Wespen, die nun wieder zahlreich umherschwirren. Lebensrettend für Betroffene einer Insektengiftallergie: die Adrenalin-Fertigspritze.
Kurz in die Tasche gegriffen und – zack – sticht die Biene zu, die sich gerade darauf verirrt hatte. Für alle Nicht-Allergiebetroffenen heisst es nun: Stachel entfernen und kühlen. Wer jedoch an einer Bienengiftallergie leidet, braucht nach der Stachelentfernung unbedingt sein Notfallset. «Um schweren allergischen Reaktionen auf einen Insektenstich sofort entgegenzuwirken, ist die Adrenalin-Fertigspritze anzuwenden, mit der Adrenalin in einen Muskel injiziert wird», weiss Sonja Hartmann, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz. Adrenalin verengt die Blutgefässe und steigert so den Blutdruck, entspannt die Muskulatur der Bronchien, stimuliert den Herzschlag und mildert Schwellungen der Haut.
Richtiger Umgang muss gelernt sein
Die Adrenalin-Fertigspritze wird idealerweise in der Mitte der Oberschenkelaussenseite injiziert. Die Handhabung braucht etwas Übung. Hartmann: «Am besten lässt man sich die Vorgehensweise vom Arzt, der Ärztin, in der Apotheke oder in einer unserer Schulungen zeigen.» Der Ablauf in sechs Schritten:
- Die Adrenalin-Fertigspritze mit der dominanten Hand umschliessen.
- Blaue respektive gelbe Schutzkappe oben entfernen.
- Unteres/konisch verlaufendes Ende des Injektors im rechten Winkel an die Aussenseite des Oberschenkels (mit oder ohne Bekleidung) halten.
- Adrenalin-Fertigspritze fest an die Oberschenkelaussenseite drücken, so dass dieser automatisch ausgelöst wird.
- Auf das Klickgeräusch achten, wenn die Nadelspitze ausgelöst wird.
- Injektor in dieser Position 3 bis 5 Sekunden halten.
Nachdem die Adrenalin-Fertigspritze verabreicht wurde, muss unbedingt die Sanität (Schweiz 144, Europa 112) verständigt, eine bequeme Lagerung und die weiteren Notfallmedikamente eingenommen werden. Sollte nach fünf bis zehn Minuten keine Besserung eintreten oder kommt es erneut zu Symptomen und es ist noch kein Notarzt, keine Notärztin vor Ort, kann eine zweite Adrenalin-Fertigspritze injiziert werden.
Weitere wertvolle Tipps
Nicht nur Allergikerinnen und Allergiker, sondern auch ihre Eltern, Freunde oder Betreuungspersonen sollten die korrekte Anwendung einer Adrenalin-Fertigspritze kennen und regelmässig üben. «Ausserdem empfehlen wir, sich mehrere Notfallsets verschreiben zu lassen. So kann man eines stets bei sich tragen und ein weiteres Set etwa zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz deponieren», so Sonja Hartmann. Auch macht es Sinn, immer zwei Fertigspritzen mit sich zu führen, falls zwei Injektionen nötig sind. Denn mit einer Fertigspritze ist nur eine Einmaldosis möglich.
Wichtig auch: Das Verfallsdatum des Medikaments regelmässig zu prüfen. Hartmann: «Am besten macht man sich einen Eintrag mit Erinnerung im Kalender.» Ist eine Adrenalin-Fertigspritze abgelaufen, muss sie beim Arzt, bei der Ärztin oder in der Apotheke umgetauscht werden. Adrenalin sollte zudem keiner direkten Sonneneinstrahlung sowie zu grosser Hitze oder Kälte ausgesetzt sein. Daher sollte die Fertigspritze stets geschützt im Hartplastik-Transportbehälter gelagert werden. Im Sommer kann eine kleine Thermo- oder Isolierkanne vor zu grosser Hitze schützen. Die Fertigspritze dazu einfach in die leere Kanne geben. Eine weitere Möglichkeit: Den Pen in ein Handtuch eingewickelt in einer Kühltasche mitnehmen. Zudem gibt es extra Taschen zur Kühlung von Medikamenten.