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Allergisch oder intolerant auf Nahrungsmittel?
Bern, 19. August 2013
Immer mehr Menschen reagieren auf gewisse Nahrungsmittel und Zutaten mit krankmachenden Symptomen. Nahrungsmittelunverträglichkeiten werfen viele Fragen auf, beinhalten ein breites Themenfeld und stehen nun im Fokus einer Vortragsreihe, die ab September in sieben Schweizer Städten von aha! Allergiezentrum Schweiz durchgeführt wird. Betroffene und Interessierte erhalten alltagsorientiertes Wissen vermittelt: den wichtigen Unterschied zwischen Allergien und Intoleranzen, deren Abklärung und Diagnose. Die Deklarationspflicht, Spezialprodukte sowie Tipps zu Einkauf oder Restaurantbesuch sind weitere Aspekte.
Reaktionen auf Nahrungsmittel werden noch sehr oft mit einer Allergie gleichgesetzt. Wenn der Genuss gewisser Nahrungsmittel und Speisen Unverträglichkeitsreaktionen auslöst, handelt es sich aber häufig um eine Intoleranz. Diese ist nicht Folge einer immunologischen Reaktion, ganz im Gegensatz zu einer Allergie.
Eiweisse sind nicht immer harmlos
Einer Nahrungsmittelallergie liegt eine überhöhte Reaktionsbereitschaft des Immunsystems auf an sich harmlose Bestandteile in Nahrungsmitteln zugrunde. Es sind meistens tierische oder pflanzliche Eiweisse. Schon kleinste Mengen können Symptome wie Schwellungen an Lippen, im Mund- und Gaumenbereich, Erbrechen, Durchfall, Asthma oder Hautausschläge auslösen. Im Extremfall kann ein lebensbedrohender Kreislaufkollaps (anaphylaktischer Schock) eintreten. Die wichtigsten Allergene finden sich in Milch, Eiern, Fisch, Schalentieren, Sesam, Sojabohnen, Sellerie, Erdnüssen, Nüssen sowie glutenhaltigem Getreide.
Reaktionen auf pflanzliche Nahrungsmittel und Gewürze sind meistens mit einer Pollenallergie gekoppelt. Das Immunsystem «verwechselt» dabei die ähnlich strukturierten Eiweisse von Pollen und Nahrungsmitteln. Klassisch sind solche Kreuzreaktionen auf Äpfel und Haselnüsse in Kombination mit einer Birkenpollenallergie; oder jene auf Sellerie und Karotten, assoziiert mit einer Beifusspollenallergie.
Allergien auf Nahrungsmittel – eine Zeiterscheinung
Bei Kindern in industrialisierten Ländern liegt die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien zwischen 5 und 8 Prozent, bei Erwachsenen bei gut 4 Prozent. Die Tendenz ist zunehmend. Als mögliche Gründe werden genannt: Auswirkungen verschiedener Umwelteinflüsse auf den Organismus, der vermehrte Kontakt mit neuen, «exotischen» Lebensmitteln, der «hygienische» Lebensstil bei Kindern oder auch die Zunahme an Pollenallergiebetroffenen. Säuglinge und Kleinkinder reagieren in der Regel auf tierische Eiweisse (Kuhmilch und Hühnerei). Im späteren Verlauf der Kindheit sind Nüsse, Hülsenfrüchte oder Fische die häufigsten Auslöser. Das Spektrum an Allergenen verlagert sich im Erwachsenenalter in der Regel zu pflanzlichen Eiweissen.
Neben der genetischen Veranlagung spielt die Ernährung eine wichtige Rolle für die Entstehung einer Nahrungsmittelallergie. Durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wird der Organismus bereits im frühen Kindesalter einer grösseren Menge von allergenen Lebensmitteln ausgesetzt, wodurch er sich an diese Nahrungsmittelbestandteile gewöhnen kann. Müttern wird auch empfohlen, sich während Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren, so dass das Immunsystem des Kindes frühzeitig eine Toleranz auf mögliche Allergene aufbauen kann. Im Jugend- und Erwachsenenalter entwickeln sich Reaktionen auf Nahrungsmittel häufig indirekt aus einer Pollenallergie.
Mit einer allergologischen Abklärung mittels Hauttests und Blutuntersuchungen wird eine vermutete Nahrungsmittelallergie diagnostiziert, allenfalls gefolgt von einer kontrollierten Auslassdiät oder einem Provokationstest. Die bis heute einzig wirksame Massnahme bei Nahrungsmittelallergien ist das Meiden des entsprechenden Lebensmittels. Betroffene müssen ihre Ernährung und den Menuplan umstellen oder anpassen. Nahrungsmittelintoleranzen werden mit anderen spezifischen Tests (z.B. H2-Atemtest bei der Laktoseintoleranz) und genauer Befragung der Betroffenen diagnostiziert.
Ähnliche Symptome – unterschiedlicher Mechanismus
Zu den häufigsten Intoleranzen zählen die Laktoseintoleranz, die Zöliakie und die Histaminintoleranz. Ihnen liegen keine immunologischen Prozesse zugrunde, weshalb sie mit Allergietests nicht nachweisbar sind. Die Symptome einer Intoleranz können vielfältig sein (allgemeine Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Hautausschläge, Migräne, Kreislaufbeschwerden usw.) und beginnen häufig schleichend.
Laktoseintoleranz
Die Laktoseintoleranz ist der Fachbegriff für eine Unverträglichkeit des Milchzuckers. Betroffene können das Verdauungsenzym Laktase nicht oder nur in ungenügender Menge produzieren. Der Milchzucker wird im Dünndarm nicht gespalten, gelangt in den Dickdarm, wo er von Bakterien vergoren wird. Das führt zu Blähungen, Durchfall, Magenkrämpfen und Unwohlsein. Man schätzt, dass jede fünfte Person in der Schweiz eine Laktoseintoleranz hat. Sie wird sehr häufig mit einer Milchallergie verwechselt, von der insbesondere Kleinkinder betroffen sind.
Zöliakie
Die Zöliakie ist eine Autoimmunreaktion, ausgelöst durch Gluten, einem Bestandteil in verschiedenen Getreidesorten, namentlich Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel. Die Dünndarmschleimhaut wird durch das Gluten geschädigt, die Nährstoffe werden nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen, was zu einer Mangelernährung führt, bei Kleinkindern zu Gewichtsverlust, Wachstumsstörungen und Verdauungsbeschwerden. Bei Erwachsenen treten Symptome wie Müdigkeit, Blutarmut, Eisenmangel oder Osteoporose auf. In der Schweiz sind gut 80‘000 Menschen von Zöliakie betroffen.
Histaminintoleranz
Allergieähnliche Symptome werden ausgelöst durch die Einnahme von histaminhaltigen Lebensmitteln oder solchen, die Histamin aus Körperzellen freisetzen (z.B. Tomaten, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Schalentiere). Der Körper kann im Normalfall zugeführtes Histamin abbauen, bei Betroffenen wird eine mangelhafte Funktion des entsprechenden Enzyms vermutet. Hohe Histaminwerte finden sich in fermentierten Nahrungsmitteln wie Käse, Dosenfisch, Wurstwaren, Sauerkraut. Bei den alkoholischen Getränken weist Rotwein die höchsten Werte auf. In der Schweiz leiden 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung an einer Histaminintoleranz.
Links und Koordinaten, Programm
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Karin Stalder (031 359 90 00/54; karin.stalder@aha.ch