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Sieben Mythen zu Gluten im Faktencheck
Sich glutenfrei ernähren wurde in den letzten Jahren immer mehr zur Modeerscheinung. Der Vorteil für Zöliakie-Betroffene: Das Thema Gluten wird endlich auch von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Der Nachteil: Auch diverse Falschwahrheiten machen plötzlich die Runde. Ernährungsexpertin Nadia Ramseier klärt auf.
Eine Zöliakie ist die Folge falscher Ernährung.
«Das ist falsch. Bei der Entstehung einer Zöliakie, also einer Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber Gluten, spielt die genetische Vorbelastung eine wichtige Rolle. Die Krankheit wird also vererbt. Einen weiteren Einfluss haben Umweltfaktoren; aber der genaue Entstehungsmechanismus ist bisher noch nicht geklärt.»
Bereits Spuren von Gluten sind für Zöliakie-Betroffene schädlich.
«Ja, das ist leider korrekt. Zöliakie-Betroffene müssen sich strikt glutenfrei ernähren. Denn das Gluten schädigt die Darmschleimhaut. Die Dünndarmzotten werden abgebaut, so dass sich die Oberfläche des Darms verkleinert. Nährstoffe können nicht mehr vollständig aufgenommen werden. Dafür reichen bereits kleinste Mengen von Gluten, wie etwa jene fast unsichtbaren Krümel, die beim Schneiden von Brot auf der Arbeitsplatte zurückbleiben.»
Eine Zöliakie kann im Alter auch wieder verschwinden.
«Das ist falsch. Eine Zöliakie bleibt ein Leben lang bestehen.»
Ein typisches Symptom bei Kindern sind Wachstumsverzögerungen.
«Richtig. Kinder mit Zöliakie fallen oftmals auf, weil sie nicht altersentsprechend wachsen, zu wenig zunehmen oder wegen Eisenmangels unter leichter Blutarmut leiden.»
Dinkel ist eine gute Alternative zu Weizen.
«Nein, das ist leider ein Irrglaube. Dinkel und Weizen stammen aus derselben Gattung und sind eng miteinander verwandt. Daher enthält auch Dinkel das Klebereiweiss Gluten und sollte von Zöliakie-Betroffenen gemieden werden.»
Wenn Gluten nicht in der Zutatenliste verzeichnet ist, können Zöliakie-Betroffene das Produkt bedenkenlos essen.
Jein. Gluten kann in einem Produkt in Spuren vorkommen, selbst wenn es nicht explizit in der Zutatenliste aufgeführt ist. So kann es etwa während der Herstellung zu Kontaminationen kommen – zum Beispiel, wenn in derselben Fabrik auch glutenhaltige Produkte produziert werden. Zöliakie-Betroffene sollten deswegen neben der Zutatenliste auch auf den Spurenhinweis achten. Dieser befindet sich in der Regel direkt unter der Zutatenliste. Wenn keine Spuren – also unbeabsichtigte Vermischungen – deklariert sind, können Zöliakie-Betroffene das Produkt essen. Sicherheit geben Produkte mit der Zertifizierung «glutenfrei»; eine Orientierungshilfe bietet auch das Allergie-Gütesiegel.»
Eine glutenfreie Ernährung ist gesünder.
«Nein, die glutenfreie Ernährung ist nicht automatisch gesünder. Glutenfreie Produkte enthalten meist mehr Fett, weniger Nahrungsfasern und weniger B-Vitamine als die herkömmlichen. Was aber für die Gesundheit sicher ein Vorteil ist: Personen, die auf Gluten verzichten, müssen sich auch bewusster ernähren. Ihr Speiseplan kann im Vergleich folglich abwechslungsreicher sein – mit von Natur aus glutenfreien Alternativen wie etwa Quinoa, Linsen oder Amaranth.»