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Kann eine vegane Ernährung allergische Reaktionen auslösen?
Die kurze Antwort lautet ja. Vegane Produkte sind oft hochverarbeitet und enthalten viele pflanzliche Zutaten, die als potenzielle Allergene bekannt sind. aha!-Expertin Marie-Hélène Corajod erklärt, worauf Allergikerinnen und Allergiker bei einer veganen Ernährung achten sollten. Es folgt die lange Antwort.
Sich vegan zu ernähren, wird immer populärer. 2022 taten dies fast ein Prozent der Schweizer Bevölkerung und es werden immer mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie reichen von Tierwohl und Klimaschutz über Nachhaltigkeit bis zu gesundheitlichen und religiösen Überlegungen. Menschen mit Allergien sollten jedoch gewisse Punkte beherzigen. «Der Verzicht auf tierische Lebensmittel ist für Allergikerinnen und Allergiker, die auf pflanzliche Nahrungsmittel wie Nüsse, Kichererbsen oder Soja reagieren, kein Spaziergang», gibt Marie-Hélène Corajod, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz, zu bedenken. «Denn vegane Lebensmittel aus dem Supermarkt enthalten oft einen ganzen Strauss an potenziellen Allergenen – entweder als Zutaten oder unbeabsichtigte Vermischungen, oft als Spuren bezeichnet.»
Was sollten Allergie-Betroffene bei einer veganen Ernährung beachten?
«Wer sich vegan ernähren will, kommt nicht umhin, sich intensiv damit auseinanderzusetzen», sagt die Expertin. Im Zentrum steht die Frage: Wie kann ich genügend lebenswichtige Nährstoffe einnehmen, insbesondere Proteine, und dabei die für mich relevanten Allergene vermeiden? Vegane Fertigprodukte enthalten oft Weizen, Soja, Erdnuss, Lupine, Nüsse oder Sesam, oder zumindest Spuren davon, auch wenn man es nicht erwartet. Diese gehören mit Krebs- und Weichtieren, Ei, Fisch, Milch, Sellerie, Senf sowie Schwefeldioxid und Sulfiten zu den 14 Hauptallergenen, die in der Zutatenliste hervorgehoben gekennzeichnet werden müssen», weiss die Expertin. Zudem müssen etwa Erbsen, die vermehrt in hochverarbeiteter Form in veganen Produkten enthalten sind, auf der Zutatenliste eben nicht hervorgehoben gekennzeichnet sein, wodurch sie manchmal nicht leicht zu erkennen sind. Auch Menschen mit einer Allergie auf tierische Produkte sollten aufpassen: Obwohl ‹vegan› auf der Verpackung steht, bedeutet dies nicht, dass im Produkt keine Spuren tierischen Eiweisses vorhanden sind. – Wer an Allergien oder Intoleranzen leidet, dem dient das Allergie-Gütesiegel als gute Orientierungshilfe.
Wer muss besonders aufpassen?
Menschen, die etwa auf Nüsse, Hülsenfrüchte oder Soja allergisch reagieren, sollten die Liste der Inhaltsstoffe besonders sorgfältig prüfen, weil diese in vielen veganen Produkte enthalten sind, oder zumindest Spuren davon. Auch wer an einer Pollenallergie leidet, insbesondere einer Birkenpollen-Allergie, sollte Vorsicht walten lassen: Diese kann beim Verzehr pflanzlicher Zutaten wie zum Beispiel Hasel- und Walnüsse, Erdnüsse, Soja oder Mungbohnen Kreuzreaktionen auslösen. Milde Reaktionen können das Kribbeln oder Brennen der Zunge oder ein juckender Hals sein (orales Allergiesyndrom). Der Verzehr veganer Produkte kann jedoch auch schwere Reaktionen auslösen – bis zum anaphylaktischen Schock. Dies ist ein medizinischer Notfall, der meist sofort nach dem Verzehr oder innerhalb von zwei Stunden eintritt. Dann muss umgehend der Adrenalin-Autoinjektor angewendet und der Notarzt gerufen werden.
Mehr Infos zu Nahrungsmittelallergien finden Sie hier.