Prurigo nodularis

Prurigo nodularis ist eine Hauterkrankung, die sich durch intensiven Juckreiz und entzündliche, knotenartige Hautveränderungen auszeichnet.

Eine Frau kratzt sich am Arm aufgrund des unerträglichen Juckreizes

Prof. Dr. med. Marie-Charlotte Brüggen, Leitende Ärztin der dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich, erläutert unter anderem Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung.

 

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Prof. Dr. med. Marie-Charlotte Brüggen
Leitende Ärztin, dermatologische Klinik Universitätsspital Zürich

Prurigo nodularis – das Wichtigste im Überblick

Hier finden Sie umfassende Informationen zur Hauterkrankung Prurigo nodularis.

Prurigo nodularis und atopisches Ekzem (auch Neurodermitis genannt) sind beides Hauterkrankungen, die sich mit Juckreiz und entzündlichen Hautveränderungen zeigen. Personen mit atopischem Ekzem können Prurigo nodularis entwickeln, da der chronische Juckreiz und das häufige Kratzen zu knötchenartigen Hautveränderungen führen können. Beide Erkrankungen sind entzündlicher Natur und werden durch ähnliche immunologische Mechanismen beeinflusst.

Hauptmerkmale der chronischen Hauterkrankung sind starker Juckreiz und zahlreiche knötchenartige Hautveränderungen, die grosse Hautbereiche am ganzen Körper betreffen können- vor allem solche, die für das Kratzen zugänglich sind. Neben dem Juckreiz treten häufig weitere Hautsymptome wie Schmerzen, Brennen und Stechen auf. Prurigo nodularis gilt als die Hautkrankheit mit der intensivsten Form von Juckreiz. Die Betroffenen empfinden den Juckreiz als den belastendsten Teil der Erkrankung.

Prurigo nodularis tritt am häufigsten bei Erwachsenen zwischen 40 und 70 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen. Die Häufigkeit der Krankheit variiert stark in verschiedenen Ländern und beträgt in unseren Breitengraden schätzungsweise 100 Fälle pro 100'000 Personen.

Die Ursache von Prurigo nodularis ist noch nicht vollständig geklärt. Es ist allerdings bekannt, dass die knotenförmigen Hautveränderungen nur den sichtbaren Teil der Erkrankung darstellen. Die Forschung geht davon aus, dass eine Störung im Zusammenspiel zwischen dem Nerven- und Immunsystem vorliegt, welches schlussendlich zum starken Juckreiz führt. Dabei spielen verschiedene Immunzellen eine Rolle. Die Hautveränderungen entstehen durch ständiges Kratzen, das durch anhaltenden Juckreiz ausgelöst wird.

Personen mit atopischem Ekzem haben ein erhöhtes Risiko, Prurigo nodularis zu entwickeln: Chronischer Juckreiz und häufiges Kratzen können zu den knötchenartigen Hautveränderungen führen. Beide Erkrankungen sind entzündlicher Natur und können durch ähnliche Abwehrmechanismen des Immunsystems bedingt sein. Eine frühzeitige und effektive Behandlung des atopischen Ekzems kann dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung einer Prurigo nodularis zu senken.

Die Diagnosestellung von Prurigo nodularis basiert zunächst auf der klinischen Beurteilung der Haut. Es ist wichtig, die Krankengeschichte des Patienten, der Patientin genau zu erfassen, um mögliche Auslöser und begleitende Erkrankungen wie atopisches Ekzem oder Allergien zu erkennen. Hauttests oder Blutuntersuchungen können helfen, andere Hautkrankheiten auszuschliessen und Entzündungen zu prüfen. Auch der Juckreiz und dessen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen werden bewertet. In einigen Fällen kann eine Gewebeentnahme (Biopsie) nötig sein, um die Diagnose zu bestätigen und andere Hauterkrankungen auszuschliessen.

Betroffenen von Prurigo nodularis stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehören topische (auf die Haut aufgetragene) vor allem entzündungshemmende Therapien wie Kortikosteroide und Calcineurininhibitoren. In Tablettenform (systemisch) können zum Beispiel Antihistaminika, Immunmodulatoren oder neuromodulatorische Medikamente helfen. Neuere Ansätze umfassen Medikamente in Spritzenform, sogenannte Biologika wie Dupilumab und Nemolizumab. Diese Biologika sind Antikörper, die entzündungs- und juckreizfördernde Botenstoffe oder deren Rezeptoren blockieren. Dadurch können sie den Juckreiz hemmen. Sie haben sich in Studien als sehr wirksam erwiesen und sind zum Teil auch schon in der Schweiz zur Behandlung der Prurigo nodularis zugelassen.
Die Heilungschancen sind variabel und hängen von dem individuellen Ansprechen auf die Behandlung ab; während es bei einigen Patientinnen und Patienten deutliche Verbesserungen gibt, kann die Erkrankung bei anderen chronisch und langanhaltend bleiben.

Nebst der medikamentösen Therapie kann eine UV-Lichttherapie zur Linderung der Symptome beitragen, da sie entzündungshemmend wirkt und den Juckreiz reduzieren kann.
Auch gibt es psychosoziale Therapieansätze, welche den Betroffenen helfen, besser mit dem chronischen Juckreiz und den Stressfaktoren umzugehen. Durch die Therapie können Bewältigungsstrategien erlernt und die Lebensqualität dadurch erheblich verbessert werden.

Die Forschung zielt darauf ab, weitere und möglichst auf die Patientinnen und Patienten zugeschnittene Behandlungsansätze hervorzubringen. Das heisst, dass die Behandlung auf die spezifischen Entzündungs-Profile der Betroffenen abgestimmt wird. Solche individualisierten Therapien könnten präziser auf die zugrunde liegenden Entzündungsprozesse wirken und so eine effektivere Behandlung ermöglichen.

Betroffene von Prurigo nodularis stehen vor verschiedenen Herausforderungen. Dazu gehört der chronische Juckreiz, der durch häufiges Kratzen zu starker Hautschädigung führt. Dies kann nicht nur die Haut beeinträchtigen, sondern auch die Lebensqualität erheblich verschlechtern. Viele Betroffene erleben Schlafstörungen, Angst und Depressionen.

  1. Für die Hautpflege regelmässig ein feuchtigkeitsspendendes Produkt auftragen, dies hilft die Hautbarriere zu stärken und kann zur Linderung des Juckreizes beitragen. Direkt aus dem Kühlschrank wirkt es zusätzlich kühlend und stillt den Juckreiz.
  2. Gegen akuten Juckreiz gibt es verschiedene Massnahmen, die Abhilfe schaffen können, z.B. kühlende Umschläge, kühle Löffel oder Kühlbeutel mit Stoff umwickelt an die juckende Stelle pressen, juckende Stellen unter fliessendes kaltes Wasser halten, danach wie gewohnt eincremen.
  3. Schwitzen fördert den Juckreiz. Sich nachts daher nicht zu warm zudecken und tagsüber den Temperaturen angepasste Kleidung tragen.
  4. Entspannungstechniken (z. B. Yoga, progressive Muskelentspannung, autogenes Training) können helfen, mit dem starken Juckreiz und Belastungen umzugehen.
  5. Eine regelmässige ärztliche Kontrolle bei einem Hautarzt, einer Hautärztin hilft, die Therapie bei Bedarf anzupassen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Bei starker mentaler Belastung kann eine psychologische Betreuung sinnvoll sein.

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat.

Letzte inhaltliche Überarbeitung der Webseite: 14.11.2024

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