Sonnenallergie

Ein Tag an der Sonne und die Haut rötet sich, juckt und bildet Pusteln – trotz Sonnencreme. Was ist passiert? Könnte es eine Sonnenallergie sein?

Eine Mutter cremt das Gesicht ihres Kleinkindes ein.

Hautreaktionen nach dem Kontakt mit Sonnenstrahlen werden in der Umgangssprache als Sonnenallergie bezeichnet. Meist verbirgt sich dahinter aber keine allergische Reaktion, sondern eine andere Erkrankung.

Die weitaus häufigste Form der sonnenbedingten Hautreaktionen ist die polymorphe Lichtdermatose. Weiter vorkommen können: die Mallorca-Akne, die phototoxische Reaktion, die photoallergische Reaktion und Lichturtikaria.

Polymorphe Lichtdermatose

Ursache

Verantwortlich für diese Hautreaktion ist die ungewohnt hohe UV-A- Strahlung. Der genaue Entstehungsmechanismus ist noch unklar. Schätzungen zufolge reagieren 10 bis 20 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung mit einer polymorphen Lichtdermatose, wenn ihre Haut übermässig der Sonne ausgesetzt ist.

Risikogruppen

Die polymorphe Lichtdermatose betrifft oft hellhäutige Personen; Frauen sind in unseren Breitengraden häufiger davon betroffen. Anfällig sind unter anderem auch Menschen mit Mischhaut oder trockener Haut. Eine polymorphe Lichtdermatose kann in jedem Alter auftreten.

Symptome

Beschwerden treten meist innerhalb von 24–48 Stunden nach intensiver Sonnenbestrahlung auf. Dabei sind nur die sonnenexponierten Körperstellen betroffen wie etwa Dekolleté, Schultern oder Nacken. Oft treten zuerst fleckige Hautrötungen, begleitet von Juckreiz auf. Die Symptome sind aber grundsätzlich sehr verschiedenartig, daher der Name polymorph:

  • Juckreiz
  • fleckenartige Rötungen
  • Bläschen, Knötchen oder Blasen
  • Schwellung der Haut

Die Symptome verschwinden spontan nach einigen Tagen, wenn die Haut nicht mehr der Sonne ausgesetzt ist.

Therapie

Die wichtigste Präventionsmassnahme ist das Meiden der Sonne oder das Tragen eines entsprechenden Sonnenschutzes: lange Hosen, lange Ärmel und Hut sowie Sonnenschutzmittel mit einem ausreichend hohem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30. Falls die Haut bereits reagiert, kann die betroffene Hautstelle mit kortisonhaltigen Cremes oder Lotionen sowie durch Zinkschüttelmixturen behandelt werden. Wird die Sonne gemieden, geht der Ausschlag meist von alleine zurück.

Die Erkrankung verläuft insgesamt chronisch, jeweils nach starker Sonnenexposition. Im Verlauf zeigen viele betroffene Personen einen Gewöhnungseffekt, so dass schrittweise mehr Sonnenlicht toleriert wird.

Mallorca-Akne (Acne aestivalis)

Ursache

Wie der Name bereits verrät, sieht die Erkrankung aus wie Akne, wie sie im Jugendalter häufig vorkommt. Eine Mallorca-Akne entsteht durch das Zusammenspiel von fetthaltiger Sonnencreme oder körpereigenem Talg und UV-A-Strahlen. Zu den häufigsten Auslösern zählen Emulgatoren. Am meisten betroffen sind junge Menschen mit eher fettiger Haut.

Symptome

Die Pusteln treten vor allem dort auf, wo die Haut öliger (seborrhoisch) ist, wie etwa Dekolleté, Arme, Schultern, Nacken und Rücken. Das Gesicht und der Hals sind weniger häufig betroffen. Teilweise juckt die Haut auch stark. Die Hautveränderungen treten häufig in den Frühlings- und Sommermonaten auf und klingen nach wenigen Wochen bis Monaten spontan und ohne Narbenbildung ab. Die Symptome können chronisch wiederkehren.

Therapie

Zur Vorbeugung meidet man möglichst die Sonne und verzichtet auf ölige Sonnenschutzmittel. Ideal sind fett- und emulgatorfreie Lichtschutzmittel in Gelform mit einem hohen UV-A- und UV-B- Lichtschutz. Zur Behandlung können zusätzlich Antihistaminika eingesetzt werden sowie schälende Aknemittel.

Phototoxische und photoallergische Reaktion

Wechselwirkungen mit anderen Substanzen (z.B. Medikamente)

Ursache

Zwei seltenere Formen der Hautreaktionen nach Sonneneinwirkung sind die phototoxische und die photoallergische Reaktion.

Phototoxische Reaktion

Bei einer phototoxischen Reaktion interagieren chemische oder natürliche Verbindungen aus Medikamenten, Parfüms oder Kosmetika unter dem Einfluss der UV-A-Strahlen der Sonne mit den Hautzellen. Es entstehen freie Radikale, welche Hautschäden verursachen. Vor allem Säfte von bestimmten Pflanzen wie unter anderem Riesenbärenklau, Angelika, Feigenbaum, Zitrusfrüchte, Johanniskraut, Bergamotte und Sellerie können diese Form auslösen.

Photoallergische Reaktion

Bei einer photoallergischen Reaktion ist nicht die Sonne selbst der Allergieauslöser, sondern eine Substanz, die von aussen oder innen an die Haut gelangt und dort aufgrund der Sonneneinwirkung ihre Struktur verändert. Das können zum Beispiel Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten oder Medikamenten sein. Die zunächst harmlose Substanz wird aufgrund der UV-Bestrahlung zu einem Allergen, das vom Immunsystem bekämpft wird.

Die folgenden Medikamente können eine photosensibilisierende Wirkung haben: Antibiotika, Neuroleptika, Psychopharmaka, Diuretika und Antidepressiva. Eine Photokontaktallergie hält ein Leben lang an.

Symptome

Phototoxische Reaktion

Die Haut reagiert mit Juckreiz, brennenden Schmerzen, Rötungen, Bläschen oder Blasen – ähnlich einem Sonnenbrand. Wird die Sonne gemieden, klingen die Beschwerden rasch ab. Nach dem Abheilen der Blasen kann sich eine starke Pigmentierung zeigen.

Photoallergische Reaktion 

Die Symptome ähneln jenen der phototoxischen Reaktion, daher ist eine Unterscheidung beider Formen oftmals schwierig. Die Beschwerden klingen trotz Vermeidung der Sonne nur langsam ab.

Therapie

Bei photoallergischen und phototoxischen Reaktionen ist es nötig, die auslösende Substanz zu meiden. Auf alle parfümierten und photoxisch wirkenden Medikamente oder Kosmetika sollte verzichtet werden. Ein duftstofffreier Lichtschutz ist zu verwenden. Bei phytotoxischen Reaktionen ist der Kontakt mit der auslösenden Pflanze strikt zu meiden.

Nebst dem Verzicht auf Sonneneinstrahlung können kortisonhaltige Salben die veränderten Hautbereiche beruhigen. Ebenfalls helfen kühlende Wickel die Beschwerden zu minimieren.

Lichturtikaria

Ursache

Die Lichturtikaria, auch solare Urtikaria genannt, ist eine spezielle Form der Urtikaria (Nesselfieber). Sie wird durch Licht, insbesondere durch das Sonnenlicht, ausgelöst. Dabei kommt es in den Zellen zu einer Ausschüttung von Histamin, welches die typischen Symptome auslöst.

Symptome

Innerhalb von Minuten nach dem Sonnenkontakt treten Quaddeln auf, die meistens von einer Hautrötung begleitet sind. Diese einige Millimeter bis einige Zentimeter grossen Hautschwellungen der oberen Hautschicht sind oft von einem heftigen Juckreiz begleitet, der durch das Kratzen noch verstärkt wird. Die Quaddeln bilden sich meist nach wenigen Stunden wieder zurück.

Therapie

Zentral ist die Verwendung von Sonnenschutzmitteln sowie das Einhalten allgemeiner Lichtschutzmassnahmen (s. Prävention unten). Auch Antihistaminika können helfen.

Diagnostik

Um welche Lichtdermatose es sich handelt, wird mittels der Krankengeschichte (Anamnese) erhoben.

Steht ein chemischer Auslöser (z.B. Medikamente, Kosmetika etc.) unter Verdacht, kann dieser zusätzlich durch einen Photo-Patch-Test oder mit der Photoprovokation, das heisst der Einnahme des verdächtigen Auslösers und Bestrahlung der Haut mit Sonnenlicht, nachgewiesen werden.

Prävention

Darauf ist zu achten:

  • Vor dem Verlassen des Hauses ein physikalisches Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) im UV-A- und UV-B-Bereich von mindestens 30 oder mehr auftragen. Auch die Lippen mit einem speziell dafür entwickelten Produkt schützen.
  • Lange, direkte Sonnenbestrahlung meiden. Der Aufenthalt im Schatten ist empfehlenswert. Nicht zu vergessen: Schnee, Sand und Wasser reflektieren die Sonnenstrahlen.
  • In den Frühlings und Sommermonaten auf eine langsame Gewöhnung der Haut an die UV-Strahlung achten. Die Sonnenexposition sollte nur langsam gesteigert werden.
  • Die Mittagssonne von 11 bis 15 Uhr komplett meiden.
  • Am besten leichte Kleidung aus Naturfasern wie beispielsweise Baumwolle oder Leinen tragen. Es gibt auch Kleidung mit einem speziellen UV-Schutz.
  • Den Kopf mit einem Sonnenhut schützen, der einen ausreichend breiten Rand hat. Baseballkappen sind nicht ideal, wie mehrere Studien belegen.
  • Eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen.
  • Vor dem Sonnenbad keine Parfüms, duftstoffhaltigen Rasierwasser oder stark fetthaltige Lotionen anwenden.
  • Bei längerer Einnahme von Medikamenten: Den Arzt, die Ärztin über mögliche Wechselwirkungen fragen, die Packungsbeilagen beachten oder in der Apotheke nachfragen.

Gut zu wissen

  • Unterschied zwischen UV-A und UV-B: UV-A dringt tiefer in die Haut ein und ist verantwortlich für Pigmentflecken, Hautalterung und Falten. UV-B wirkt auf die oberen Hautschichten und ist verantwortlich für Sonnenbrand, Verbrennungen und die meisten Hautkrebsarten.
  • Fensterglas schützt nicht vor UV-A-Licht, sondern nur von UV-B-Strahlen
  • Nasse, dicht anliegende Kleidung bietet einen geringen UV-Schutz
  • Natürliche kosmetische Produkte können Pflanzenbestandteile beinhalten, welche zu einer phytotoxischen Reaktion führen können.

Für den Download «Freizeit, Sonnenzeit» (PDF).

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat.