Nussallergie

Rund zehn Prozent der Kinder und Erwachsenen mit einer Nahrungsmittelallergie vertragen keine Nüsse. Schon Spuren sind heikel.

Hasel- und Baumnüsse

Mandeln, Hasel- oder Walnüsse: Vor allem Kinder leiden an einer primären Nussallergie. Im Gegensatz zu anderen Allergien verschwindet eine Nussallergie mit dem Alter häufig nicht. Trotzdem: Die meisten Erwachsenen, die beim Biss in den Nussriegel mit Jucken im Mundbereich reagieren, sind eher von einer sekundären Allergie, einer Kreuzreaktion, betroffen.

Auslöser

Folgende Schalenfrüchte gehören botanisch gesehen zu den Nüssen und können eine Nussallergie auslösen: Cashew, Haselnuss, Macadamianuss (Queenslandnuss), Mandel, Paranuss, Pekannuss, Pistazie und Walnuss (in der Schweiz auch Baumnuss genannt).

Meistens reagieren Betroffene einer primären Nussallergie auf die sogenannten Speicherproteine. Diese sind in jeder Nussart verschieden. Sie haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Proteine können weder durch Hitze noch durch Magensäure zerstört werden, so dass die Nuss in jeder Form allergische Reaktionen hervorrufen kann – egal ob roh, geröstet oder gekocht. Je nach Schweregrad der Allergie müssen sogar Spuren berücksichtigt werden.

Weil die Allergene der verschiedenen Nüsse nicht identisch sind, besteht bei einer Nussallergie nicht automatisch eine Allergie auf alle Nüsse. Dies ist nur sehr selten der Fall. Die Allergologin, der Allergologe kann mittels genauer Abklärung feststellen, auf welche Nüsse die betroffene Person allergisch reagiert. Nüsse, die vertragen werden, dürfen und sollen weiterhin konsumiert werden.

Vorkommen

Nüsse, aber auch Spuren von Nüssen, können in vielen unterschiedlichen Lebensmitteln vorkommen – teilweise etwas «versteckt». So findet man sie etwa in Backwaren wie Brot, Kuchen, Salzgebäcke, in Süssigkeiten wie Glace oder Riegel, in Brotaufstrichen, aber auch in Fertigprodukten und vielem mehr. Mehr dazu in der «Einkaufshilfe Nussallergie».

Allergieverlauf

Nussallergien treten als primäre Nahrungsmittelallergie vor allem im Kindesalter auf. Bei den meisten Betroffenen bleibt sie ein Leben lang bestehen. Tritt die Nussallergie erstmals im Jugend- oder Erwachsenenalter auf, handelt es sich meist um eine sekundäre Allergie – eine sogenannte Kreuzallergie. Die Betroffenen sind eigentlich gegen Birken- oder Gräserpollen allergisch und reagieren aufgrund der Ähnlichkeit der Allergene auch auf das Nahrungsmittel. Diese Allergie ist oft milder als die Primärallergie. Mehr zur Kreuzreaktion.

Symptome

Bei einer Nahrungsmittelallergie auf Nüsse zeigen sich die Symptome wie bei allen anderen Nahrungsmittelallergien innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Verzehr und meist in Form von Juckreiz im Bereich der Mundschleimhaut und an der Haut mit Rötungen, Quaddeln, Schwellungen und Juckreiz. Ähnlich wie bei anderen Nahrungsmittelallergien sind auch Beschwerden der Atemwege möglich. Beschwerden, die lediglich den Verdauungstrakt betreffen, sind selten. Sie treten meistens in Kombination mit anderen allergischen Beschwerden auf, in Form von Schluckstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall und Blähungen. In seltenen Fällen kann es zum anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand kommen.

Diagnose

Die Selbstbeobachtung – idealerweise festgehalten in einem sogenannten Symptomtagebuch – sowie die Befragung durch einen Allergologen, eine Allergologin, zusammen mit den Resultaten von Haut- und Bluttest, bilden die wichtigsten Grundlagen für die Diagnose einer Nussallergie. Um eine Diagnose zu sichern oder die Toleranzgrenze zu ermitteln, können zusätzlich Provokationstests notwendig werden.

Therapie

Wichtig ist eine konsequente Karenz, also das Meiden des allergieauslösenden Nahrungsmittels. Auch auf versteckte Quellen in Back- und Wurstwaren, Gewürzmischungen sowie Halbfertig- und Fertigprodukten muss geachtet werden. Besteht die Gefahr einer anaphylaktischen Reaktion, sind auch Kleinstmengen («Spuren» / «Kontaminationen») strikt zu meiden. Ob Spuren vertragen werden, entscheidet der Allergologe, die Allergologin. Weiter kann hier auch eine Provokationstestung hilfreich sein, um zu ermitteln, wie viel vom Allergen vertragen wird.

Für die Umsetzung im Alltag ist die Begleitung einer spezialisierten Ernährungsfachperson hilfreich. Etwa um zu lernen wie die Zutatenlisten zu lesen sind, um praktische Tipps zu erhalten sowie den persönlichen Alltag zu besprechen.

Wer bereits eine starke allergische Reaktion erlebt hat, sollte immer einen Notfallausweis und ein Notfallset mit Adrenalin-Fertigspritzen bei sich tragen, um bei einer erneuten, starken allergischen Reaktion rasch handeln zu können. In jedem Fall sollte nach der Erstversorgung der Notfallarzt oder ein Spital aufgesucht werden.

Hinweis zur Lebensmitteldeklaration

Nüsse sind in der Schweiz und EU deklarationspflichtig – und zwar detailliert nach Nussart. Dies bedeutet, dass die Zutat und daraus hergestellte Produkte klar deklariert und auf der Verpackung hervorgehoben werden – zum Beispiel fett markiert, kursiv oder mit Grossbuchstaben. Zusätzlich werden unbeabsichtigte Vermischungen, sogenannte Kontaminationen, am Ende der Zutatenliste mit folgendem Hinweis angegeben: «kann … enthalten» oder «kann Spuren von … enthalten». Auch im Offenverkauf, beispielsweise in der Bäckerei, Metzgerei, im Restaurant oder am Take-Away-Stand, muss das Verkaufspersonal Auskunft geben können. Gemäss Gesetz ist eine mündliche Auskunft durch eine Fachperson ausreichend. Mehr dazu in der Broschüre «Deklaration von Allergenen in Lebensmitteln».

Tipps und Tricks

  • Auf «Visitenkarten» die allergieauslösenden Nahrungsmittel schriftlich festhalten und im Restaurant beim Bestellen dem Personal abgeben.
  • In den Ferien diese Karten in die jeweilige Landessprache übersetzt mitführen.
  • Für Einladungen bei Familie und Freunden entweder die Gastgeber genau über die Allergie instruieren oder anbieten, etwas Allergenfreies mitzubringen.
  • Zutatenlisten auch von bekannten Lebensmitteln vor jedem Kauf prüfen. Rezepturänderungen können jederzeit vorgenommen werden. Bei Unsicherheit geben die Hersteller oder Grossverteiler gerne Auskunft. Die Kontaktangaben sind auf der Verpackung zu finden.
  • Achten Sie beim Einkaufen auf Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel, diese eignen sich besonders für Menschen mit Allergien und Intoleranzen und werden von aha! Allergiezentrum Schweiz empfohlen.

Zahlen und Fakten

Nüsse, unter anderem Haselnüsse, Cashewnüsse, Walnüsse sind häufige Auslöser einer Nahrungsmittelallergie oder einer Anaphylaxie bei Kindern. Da die Nussallergie häufig lebenslänglich vorhanden ist, sind die Nüsse entsprechend auch wichtige Auslöser einer Allergie oder Anaphylaxie bei den Erwachsenen.

Nussallergie: häufig gestellte Fragen

Muss ich mit einer Nussallergie mein Leben lang auf Nüsse verzichten?

Die Chance, eine Allergie auf bestimmte Nüsse auszuwachsen, ist im Vergleich zu anderen Allergien klein. Die entsprechende Nussart sowie bei einer schweren Allergie auch Spuren davon, muss ein Leben lang gemieden werden.

Muss ich bei einer Nussallergie auf alle Nüsse verzichten?

Bei einer Nussallergie besteht nicht automatisch eine Allergie auf alle Nüsse. Die Allergologin, der Allergologe kann mittels genauer Abklärung feststellen, auf welche Nusssorten die betroffene Person allergisch reagiert. Je nach Schweregrad der Allergie müssen auch Spuren vermieden werden. Nusssorten, die vertragen werden, dürfen und sollen konsumiert werden.

Muss ich mit einer Nussallergie auch auf Erdnüsse verzichten?

Nein, denn Erdnüsse sind botanisch gesehen keine Nüsse, sondern gehören zur Familie der Hülsenfrüchte. Doch: Neben einer bestehenden Nussallergie kann eine Allergie auf Erdnuss auftreten. Dies sollte mit einem Facharzt, einer Fachärztin für Allergologie abgeklärt werden.

Warum haben Kokosnuss, Muskatnuss, Erdnuss, Pinienkerne, Erdmandel und Butternusskürbis nichts mit Nüssen zu tun, obwohl sie ähnlich heissen?

Alle diese Nahrungsmittel gehören botanisch gesehen nicht zu den Schalenfrüchten. Unabhängig von einer Nussallergie können aber auch Allergien auf diese Lebensmittel auftreten.

Auswärts essen: Worauf muss ich achten?

Kontaminationen mit Schalenfrüchten können auftreten, wenn am gleichen Ort – also etwa in der Fabrik, in der Metzgerei, an Glace-Ständen oder in der Küche – Schalenfrüchte verwendet werden. Das ist leider fast immer der Fall. Deswegen wird bei einer sehr starken Nussallergie vom Auswärtsessen abgeraten.

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat.