Einen Oscar für seinen Mut
Joel Chavez leidet seit seiner Kindheit an Neurodermitis, auch genannt. Über sein atopisches Ekzem hat der junge Aargauer einen Film gedreht, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Er erhielt einen aha!award und ist dankbar, diese Plattform erhalten zu haben.
Mitleid nicht nötig
Ruhig, mit einem Lächeln auf den Lippen sitzt er am Tisch: Joel Chavez. Der junge Mann spricht über seine Krankheit – Neurodermitis begleitet ihn schon seit er sich erinnern kann. Er wirkt authentisch und zuversichtlich. «Heute gehe ich sehr offen mit meiner Krankheit um. Das war aber nicht immer so; in der Pubertät ging es mir manchmal schon ziemlich nahe», erzählt er. Was er auf keinen Fall will, ist Mitleid – das merkt man sofort. Sein Umfeld sei stets sehr rücksichtsvoll gewesen, betont er. Natürlich gab es manchmal auch unangenehme Situationen, etwa in der Schule, wie die Hauptfigur Dani im Film eindrücklich erlebt.
So ist der Film entstanden
Neurodermitis tritt in der Schweiz bei zirka jedem fünften Kind auf. Bei sieben von zehn Kindern heilt die Hautkrankheit im Jugendalter wieder aus. Nicht so bei Joel Chavez. Lebhaft gestikulierend schildert er, wie die Idee für seinen Kurzfilm entstanden ist: «Mit elf Jahren habe ich meine erste Videokamera geschenkt bekommen. Seither beschäftige ich mich immer wieder mit dem Thema Film. Eines Nachts wachte ich auf und hatte die Idee, einen Film über meine Krankheit zu produzieren.» Chavez schmunzelt: «Das klingt jetzt ein bisschen klischeehaft, aber so war es nun mal.» Er verfasst also ein Drehbuch und lädt es auf die Plattform «studentfilm» hoch. Eine Regisseurin liest es und ist sofort gefesselt – sie kontaktiert Joel und gibt ihm Tipps für den Feinschliff. Und das Endprodukt lässt sich sehen.
Mein Hauttyp: Krokodil
Der Film ist spannend, informativ, bewegend. Dani, der Protagonist, muss in die Klinik in den Bergen. Dort erlebt er Höhen und Tiefen – Liebe, Drama und Action im gleichen Atemzug. Joel Chavez zeigt, wie er mit der Krankheit lebt. Es ist kein pädagogisches oder gesellschaftskritisches Werk. Der Kurzfilm vermittelt ein Bild der Hautkrankheit und versucht, Verständnis zu schaffen. Was hat es mit dem Titel des Kurzfilms auf sich? «Krokodil spielt auf den Hauttyp eines Neurodermitikers an – trocken, spröde, rissig», klärt Joel auf. Im Zentrum des Films steht die Entwicklung von Dani, der Hauptfigur, die von Joel Chavez selbst gespielt wird. Erst als Dani akzeptiert, dass ein Teil von ihm wie ein Krokodil ist, geht es ihm besser.
Ausgezeichnet mit dem aha!award
2019 wurde Joel für seine kreative Idee zur Allergiethematik mit dem aha!award ausgezeichnet. «An der Verleihung konnte ich viele interessante Kontakte knüpfen – der Preis gab meinem Vorhaben einen zusätzlichen Schub», blickt der Aargauer zurück.
Text: aha!/Manuel Mosimann
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